Wir, das Forum kritischer Jurist*innen, sind eine Studierendenorganisation am Juridicum der Universität Wien. Wir setzen uns mit dem Recht und seinen Grundlagen sowie dem Jus-Studium kritisch auseinander und versuchen, unsere Perspektiven in die öffentliche Diskussion einzubringen. Das Recht und seine Anwendung sind für uns nicht unpolitisch, sondern in historischen, ökonomischen, gesellschaftspolitischen Kontexten zu verstehen. Außerdem wollen wir eine Anlaufstelle für all jene sein, die Realitäten wie zunehmendes Konkurrenzverhalten und Erfolgsdruck im Studium gemeinsam reflektieren und meistern möchten.
Das Forum kritischer Jurist*innen hat sich im Herbst 2014 aus dem anfänglichen Austausch über die persönlichen Schwierigkeiten einiger frisch inskribierter Jus-Student*innen entwickelt. Aus der gegenseitigen Unterstützung bei organisatorischen Fragen und bei den Lehrveranstaltungen zu Studienbeginn haben sich bald Freundschaften und schließlich das Forum kritischer Jurist*innen gebildet. Unser Ziel war und ist es bis heute geblieben, das Juridicum zu einem Ort zu machen, an dem wir nicht nur Prüfungen ablegen, sondern gemeinsam diskutieren und lernen können – und uns schlussendlich wohl fühlen.
Bei regelmäßigen Treffen haben wir meistens aktuelle rechtspolitische Probleme besprochen – oder uns einfach nur über die Unzulänglichkeiten im Studienalltag ausgelassen. Der alternative Berufsinfotag Recht Engagiert war das bisher größte Projekt des Forums. Nach zehn Monaten Planungs- und Vorlaufzeit durften wir am 5. Dezember 2017 24 NGOs und circa 1.000 Studierende in der Aula das Juridicums begrüßen. Bei der abendlichen Podiumsdiskussion im Dachgeschoß haben wir mit Studierenden und Gästen aus dem engeren und weiteren juristischen Berufsfeld über die gesellschaftliche Verantwortung von Jurist*innen debattiert.
Seit Mai 2018 sind wir nun auch offiziell als Verein nach dem Vereinsgesetz organisiert. Unser Ziel ist es weiterhin, Studierenden die Möglichkeit zu geben, das Recht an sich sowie das Jus-Studium kritisch zu reflektieren, sich neue Sichtweisen und Denkformen anzueignen und an deren Diskussion auch gleichberechtigt teilzunehmen.
Recht schafft Lebenswirklichkeiten. Es ist nichts Statisches oder Naturgegebenes, vielmehr wird es bewusst und gezielt erzeugt. Und wer sollte wohl mehr Interesse daran haben, die dahinterliegenden (Macht-)Verhältnisse und politisch wirkenden Kräften zu analysieren als Jus-Studierende?
Das rechtswissenschaftliche Studium legt den Fokus auf die Anwendung positiver Rechtsnormen, was für die zukünftige Tätigkeit von Jurist*innen auch relevant ist. Genauso wichtig ist es jedoch, sich kritisch mit dem Entstehungsprozess sowie den sozialen, ökonomischen und kulturellen Kontexten von Recht auseinanderzusetzen. Für diesen Diskurs besteht leider nur beschränkt Raum am Juridicum, das Forum kritischer Jurist*innen soll diesen Raum bieten.
Gemeinsam machen wir das Juridicum zu einem solidarischen Ort!