Die Schule hat uns ausgespuckt. Matura in der Hand, aber keines der 12 Schulfächer hat uns genügend imponiert, uns für eine diesbezügliche Weiterbildung zu interessieren. Mehr als diese 12 Pforten waren halt auch nicht drin, und so standen viele von uns – uninspiriert und bildungsmäßig normiert – vor der Entscheidung zwischen den drei großen universitären Unbekannten: Jus, Medizin und Wirtschaft. Mit vagen Vorstellungen und Mut in der Tasche haben wir die heiligen Hallen des Juridicums betreten – und schnell begriffen: Auch hier gibt es einen Fahrplan; die eine Art erfolgreich in dieser Bildungsanstalt zu überleben. Die Autobahn zum Glück (oder zumindest zum schnellen Titel) verspricht das galeerenartige Pauken von Büchern, die der technischen Gebrauchsanweisung eines komplizierten Küchengeräts ähneln, anstatt der Substanz, aus der unser Staat und unser gesellschaftliches Zusammenleben gemacht ist.
Man kleidet sich seriös, Hemden wandern in die Hose und man versucht sich an sprachlichen Wortkapriolen, die Erstsemestrige möglichst nicht verstehen sollen. Gleichzeitig bleibt da immer diese Desorientierung und eine leise Zukunftsangst: Wo soll das hingehen? Was wird aus mir werden? Keine Ahnung. Weitermachen. Fake it ‘till you make it. Und dann halt aus scheinbarer Alternativlosigkeit arbeitsbesessene*r Konzi werden.
So muss und soll Studium, auch ein Jus-Studium, nicht sein! Auch an unserer Fakultät gibt es zum Glück Möglichkeiten, die Füße auf andere Pfade als auf die vielbefahrene eben beschriebene Autobahn zu setzen. Diese Pfade möchte ich insbesondere Studienanfänger*innen, kraft meiner Erfahrung als erfolgreiche Langzeitstudentin, ans Herz legen. Macht Wahlfächer zu Themen, die euch interessieren bei engagierten Professor*innen wie Vec, Holzleitner, Salimi und vielen anderen. Haltet Ausschau nach Gleichgesinnten und schließt euch spannenden Initiativen an, wie zum Beispiel dem Forum kritischer Jurist*innen, dem Legal Literacy Project oder System Change Not Climate Change. Macht eine Rechtshörerschaft und lernt dabei in einem Monat so viel juristisches Handwerkszeug wie sonst im ganzen Studium nicht.
Und ja, das alles braucht Zeit. Deshalb erzählt euren Eltern und eurer*m inneren Leistungs-Fanatiker*in lieber gleich, dass sie sich das mit der Mindeststudienzeit abschminken können. Die ist sowieso unrealistisch. Und auch chillen ist notwendig für das Seelenheil.
Ich wünsche euch allen viel Spaß; und dieser Fakultät, dass sie viele inspirierte und mutige Köpfe hervorbringen kann!
Eure Pippi Langzeitstudentin1Dieser Text bezweckt grundsätzlich, den Leistungsdruck ein bisschen rauszunehmen. Mir ist aber klar, dass diesbezüglich auch finanzielle Gründe eine Rolle spielen können. Die Studienbeihilfe und drohende Studiengebühren geben einen zeitlichen Rahmen vor, der für viele Studierende erhebliche Bedeutung hat.
Julia Plischke
Quellen
1. | ↑ | Dieser Text bezweckt grundsätzlich, den Leistungsdruck ein bisschen rauszunehmen. Mir ist aber klar, dass diesbezüglich auch finanzielle Gründe eine Rolle spielen können. Die Studienbeihilfe und drohende Studiengebühren geben einen zeitlichen Rahmen vor, der für viele Studierende erhebliche Bedeutung hat. |